Funktionen der Röhrichtzone
Das ideale Stillgewässer hat eine breite Röhrichtzone, in der wichtige biologische Prozesse stattfinden: Hier ist insbesondere die Aufwuchsfläche von Bedeutung, die Halme und Wurzeln (und das umgebende Milieu im Substrat) für Mikroorganismen bieten. Dies ist die eigentliche Grundlage für die Selbstreinigungskraft des Gewässers. Mit ihnen entsteht ein komplexes biologisches Gefüge aus pflanzlichen und tierischen Organismen. Alles Oberflächenwasser, das von den Seiten in das Gewässer gelangt, passiert den Röhrichtgürtel. Es durchfließt einen Bereich mit hoher biologischer Aktivität und einer Vielzahl komplexer Umsetzungsprozesse. Idealtypisch können die biologischen Prozesse wie folgt beschrieben werden: Bakterien bauen die im Wasser gelöste organische Substanz ab und mineralisieren sie (z. B. zu Nährsalzen aus Phosphor und Stickstoff). Diese werden dann wieder von Pflanzen (Phytoplankton, Algen und höhere Pflanzen) aufgenommen, auf deren Oberfläche Bakterien wachsen. Ebenfalls idealtypisch bilden diese Bakterien die Nahrungsgrundlage für Wimperntierchen, diese für Rädertierchen und die für Kleinkrebse. Dieses Zooplankton ernährt sich auch von Algen (dies soll hier nicht weiter differenziert werden, sondern nur die allgemeinen Tendenzen herausgestellt werden). Besonders wichtig als effektiver Algenfiltrierer sind die größeren Kleinkrebsformen (z. B. Ruderfußkrebs, Wasserflöhe). Sie bewirken schließlich eine zeitweilige Verringerung der Algenbiomasse und verbessern die Sichttiefen. An vielen Gewässern sind durch die Nutzung und Veränderung der Ufer Röhrichtsäume und die daran gebundenen Kleinlebewesen verschwunden. Zudem besitzen viele Stillgewässer keine oder nur sehr schmale Flachwasserzonen. Röhricht als vielfältig strukturierter Lebensraum mit großer besiedelbarer Oberfläche kann sich hier nur eingeschränkt entwickeln. Das Gleiche gilt für Totholz im Gewässer, dessen Fehlen einen Verlust an Oberfläche, Nische und Nahrung für Organismen bedeutet. Mit Hilfe von vegetationstechnischen Systemen im oder am Wasser können an beeinträchtigten Gewässern geschützte Lebensräume für Kleinstlebewesen (z. B. Zooplankton), Insektenlarven, Amphibienn aber auch für Fische und deren Brut etabliert werden.

Röhrichtinseln als Strukturelement (Ersatzbiotop)Viele stehende Gewässer besitzen keine oder nur eine ungenügend ausgebildete Röhrichtzonen. Ursachen hierfür können z. B. in der Ufermorphologie, der Zerstörung bestehenden Röhrichts infolge baulicher Veränderungen, hydraulischer oder biobiologisch-chemischer Einflüsse oder stark schwankender Wasserstände liegen. Zu einem guten ökologischen Zustand eines stehenden Gewässers (mesotrophe oder eutrophe Trophiestufen) gehört eine gut ausgebildete Röhrichtzone. Dort finden wesentliche Umsetzungsprozesse statt, die Grundlagen für ein vielfältig und artenreich strukturiertes Gewässer und dessen Selbstreinigungskraft sind. Wenn das Strukturelement „Röhricht“ mit landschaftsbaulichen Methoden nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand hergestellt werden kann, bieten schwimmende Röhrichtinseln als Ersatzlebensraum eine Alternative. Die oberirdische Biomasse eines Schwimmenden Röhrichts ist insbesondere Lebensraum für Insekten und Vögel. Die unterirdischen Pflanzenteile – hier insbesondere die frei ins Wasser hängenden Wurzeln – ermöglichen die Entstehung eines komplexen Nahrungsgefüges, das vom Phytoplankton, über herbivores Zooplankton, carnivores Zooplankton, zum pelagischen Friedfisch und pelagischen Raubfisch führt.

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Untersuchungen der faunistischen Besiedlung des Wurzelraums haben eine sehr hohe Besiedlungsdichte des frei im Wasser hängenden Wurzelraums ergeben (über 5.000 Individuen pro Kubikzentimeter). Die Lebensgemeinschaft „Wurzelraum“ (Biozönose) bietet so sehr gute Nahrungsbedingungen sowohl für räuberisch lebende Arten als auch für Weidegänger. Insbesondere Fische benötigen natürliche Schutzräume, die ihnen als Versteck dienen. Röhrichtinseln decken Teile der Wasserfläche ab und bieten mit ihrem dichten Wurzelfilz Fischen Unterstand und (Sicht)Schutzzone. Fische halten sich zudem gern unter Röhrichtinseln auf, weil es Lebensraum einer Vielzahl von Fischnährtieren ist. Für Teichwirtschaften bieten sich Vorteile, weil sich die Fische unter den Röhrichtinseln oberflächennah aufhalten können, ohne Gefahr zu laufen, gejagt zu werden (Kormoranschutz). Besonders an Fütterungsstellen können Röhrichtinseln dazu beitragen, dass hier zumindest ein Teil der Nahrungsaufnahme ohne „Stress“ erfolgen kann.

Röhrichtinseln und Landschaftsbild
Röhrichtinseln gliedern eine offene Wasserfläche und steigern die Attraktivität innerstädtischer Teiche. Sie kaschieren unschöne Ufermauern und schaffen zusätzlichen Lebensraum.

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Auch wenn sie primär nicht darauf ausgelegt sind, ermöglichen sie an senkrechten Mauern und Spundwänden Tieren und Menschen im Notfall die Selbstrettung. Die Abbildung zeigt Röhrichtinseln in Kombination mit schwimmenden Kiesinseln auf einem „Baggersee“. Typisch für offengelassene Kies- und Sandgruben sind die steilen Unterwasserböschungen, oft fehlenden Flachwasserzonen und Besucherdruck von Badegästen an den Ufern. Das Schwimmende Röhricht bietet hier einen Sichtschutz, um die brütenden Vögel durch den Betrieb am Ufer nicht unnötig aufzuschrecken und zu stören.

Röhrichtinseln und Erosionsschutz
Eine Beruhigung des Wasserkörpers ist häufig eine Vorbedingung für erfolgreiche Pflanzmaßnahmen im Uferbereich. An anderer Stelle benötigen Röhrichte infolge des Wellenschlag vorbeifahrender Schiffe oder Sportboote einen Schutz, um sich zu behaupten (siehe Abbildung). Röhrichtinseln sind eine mögliche Lösung. Sie werden dem Ufer vorgelagert installiert und verringern den Energieeintrag im Uferbereich. Wenn sich die Vegetation im Wellenschatten stabilisiert hat, können Röhrichtinseln problemlos an eine andere Stelle verholt werden. Messungen im Wellenkanal haben ergeben, dass Röhrichtinseln die Wellenenergie wirksam dämpfen. Bei für Binnenseen typischen Wellenlängen von etwa 1 Meter wird eine Wellendämpfung von rund 90 % erreicht. Hinter einer Röhrichtinsel reduziert sich der Energieeintrag auf das Ufer auf erosionsunwirksame Werte.

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