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Fließgewässer mit mäßiger Belastung

In diese Belastungsstufe fallen kleinere Fließgewässer, die unter natürlichen Bedingungen weitestgehend stabil sind. Im Zuge von Hochwasser kann es aber zu lokalen Uferabbrüchen kommen. Besonders anfällig sind hier, je nach Nutzung, Abschnitte mit leicht erodierbaren Substraten wie Schluff, Sand oder Torflagen. Um die Gerinnestabilität zu gewährleisten, können hier stellenweise Ufersicherungen notwendig sein.
Die Belastung der Uferböschungen ist punktuell schon so hoch, dass eine natürliche Sukzession oder Einzelpflanzungen zu deren Stabilisierung nur noch bedingt möglich sind. Die Produkte Kokosgewebe, Buschfaschine, Röhrichtmatte, Kokoswalze und Filtermatte lassen sich hier im Verhältnis von Aufwand und Nutzen sinnvoll einsetzen.

Lösung:
Kokosgewebe

Kokosgewebe (z. B. 700 g/m²) kann am Gewässer zur Unterstützung der natürlichen Sukzession oder als Abdeckung für Ansaaten benutzt werden. Ebenfalls gebräuchlich ist die Verwendung eines Kokosgewebes in Verbindung mit einer Topfballenpflanzung.
Einbau
Das Kokosgewebe wird auf der vorbereiteten Böschung verlegt und mit 2 – 3 Holznägeln je Quadratmeter befestigt. Bei längeren Böschungen werden die Stöße ca. 10 – 20 cm in Fließrichtung überlappt. Röhricht-Topfballen können nach dem Festlegen des Gewebes mit einem Pflanzeisen gesetzt werden. Dabei werden zunächst die Maschen (Gewebe haben nicht verschiebefeste Maschen) geweitet, dann wird die Pflanze in den Mineralboden gepflanzt und danach die ursprüngliche Maschenweite wiederhergestellt. Außerhalb der Vegetationsperiode ist es auch möglich, die Pflanzung vor dem Verlegen des Kokosgewebes vorzunehmen. Für die Pflanzung von Gehölzen in Containern wird das Gewebe im Pflanzbereich geweitet oder aufgeschnitten. Durch diese Öffnung kann der Ballen in den Boden gesetzt werden. Die Pflanzlöcher lassen sich am einfachsten vor dem Verlegen des Gewebes ausheben. Der Einbau von Kokosgewebe ist während des gesamten Jahres möglich.
Pflege
Je nach Art der Begrünung können Pflegemaßnahmen notwendig sein (siehe Abschnitt Einzelpflanzung). Das Pflanzen von Röhrichtballen und von Gehölzen als Containerware kann ebenfalls das gesamte Jahr über erfolgen.
Kosten
Die Kosten für Lieferung und Einbau von Kokosgewebe liegen zwischen € 3,50 – 5,00/m² und sind stark von der Anzahl und Art der Befestigung abhängig.
Bewertung für die Praxis
Die Sicherungsmethode mit Kokosgewebe ist ein sicherer Erosionsschutz an kleinen Gewässern. Die Methode ist preiswert und unkompliziert in der Ausführung. Die Begrünung erfolgt durch Einsaat. Gehölzpflanzungen sind in diesen Bereichen etwas aufwendiger.
Hinweis
Der Aufbau dieser Ufersicherung wird in der Praxis teilweise auch als »Röhrichtgewebe« bezeichnet. Entscheidend gegenüber z. B. Röhrichtmatten ist aber, dass Kokosgewebe nicht vorbepflanzt sind. Wird ein Gewebe mit Röhrichttopfballen besetzt, ist es für den Erfolg entscheidend, eine ausreichende Anzahl von Topfballen in sehr guter Qualität zu pflanzen. Ist ein sofortiger Vegetationsschluss in Verbindung mit einem flächigen Erosionsschutz gewünscht, bietet sich die Verwendung von Röhrichtmatten an.

Lösung:
Buschfaschinen

Kokosgewebe (z. B. 700 g/m²) kann am Gewässer zur Unterstützung der natürlichen Sukzession oder als Abdeckung für Ansaaten benutzt werden. Ebenfalls gebräuchlich ist die Verwendung eines Kokosgewebes in Verbindung mit einer Topfballenpflanzung.
Einbau
Ausschlaggebend für die Auswahl des Reisigmaterials ist das Sicherungskonzept bzw. das landschaftspflegerische Leitbild. Ist eine Sicherung mit Gehölzen vorgesehen, werden Weidenruten verwendet, wird eine Sicherung mit Röhrichten angestrebt, beschränkt man sich auf nicht ausschlagfähiges Material.
Bepflanzung
Sofern ausschlagfähige Weidenruten verwendet werden, ist eine zusätzliche Begrünung nicht notwendig. Wird nicht-ausschlagfähiges Reisig benutzt, ist eine begleitende Pflanzung von Röhricht-Topfballen sinnvoll.
Pflege
Weidenfaschinen sind sehr pflegeintensiv. Da der Aufwuchs gleichaltrig ist, wird er rasch in die Höhe schießen (Lichtkonkurrenz). Er muss deshalb in regelmäßigen Abständen entweder ausgedünnt oder zurückgeschnitten werden (etwa alle 4 – 5 Jahre). Gewässerbegleitende Röhrichte benötigen keine Pflegemaßnahmen. Im Rahmen der Gewässerunterhaltung ist eine jährliche Mahd der Uferböschungen möglich.
Kosten
Die Kosten für den Verbau von Buschfaschinen liegen bei etwa 12,00 – 15,00 € pro Quadratmeter (ca. 20 cm Durchmesser). Allerdings gibt es je nach Bezugsquelle, Jahreszeit und Art des verwendeten Reisigs starke Qualitätsunterschiede.
Bewertung für die Praxis
Die Verwendung von Buschfaschinen ist eine der am häufigsten gebrauchten Techniken der klassischen Ingenieurbiologie. Dem Vorteil des oftmals günstig zu werbenden Rohstoffs stehen aber große Einschränkungen und Nachteile in der Verwendung und zeitlichen Verfügbarkeit (insbesondere bei Weidenfaschinen) gegenüber. Gelagerte Buschfaschinen werden schnell brüchig, lassen sich schlecht verarbeiten und können eine ufersichernde Funktion nur noch sehr eingeschränkt übernehmen. Weidenfaschinen lassen sich nur zur Zeit der Vegetationsruhe herstellen und verarbeiten. Schließlich verfügen Buschfaschinen nur über eine sehr eingeschränkte Filterwirkung. Entlang strömungsbelasteter Ufer sind sie oft nur in Verbindung mit einem zusätzlichen Filtervlies einsetzbar.

Lösung:
Röhrichtmatten

Röhrichtmatten werden bevorzugt an Gewässern mit schwankenden Wasserständen verwendet oder in Bereichen, wo die schnelle Etablierung eines flächigen und kräftig entwickelten Röhrichts zur Ufersicherung notwendig ist.
Einbau
Die Röhrichtmatten werden auf der vorbereiteten Böschung verlegt und mit Holzkeilen (3 St. / m²) befestigt. Vor dem Verlegen der Röhrichtmatten ist die Böschung von größeren Steinen oder Wurzeln zu räumen, so dass ein guter Bodenkontakt entsteht. Um den Anwuchs der Röhrichtpflanzen zu verbessern, sollten die Matten nicht tiefer als 20 cm unter der Mittelwasserlinie und nicht höher als 40 cm über der Mittelwasserlinie verlegt werden.

Durch das Angleichen der Röhrichtmatten mit dem anstehenden Substrat verbessern sich ebenfalls die Anwuchsergebnisse. Röhrichtmatten lassen sich problemlos mit verschiedenen Böschungsfußsicherungen wie Kokos-/Röhrichtwalzen, Steinwalzen oder offenen Steinschüttungen kombinieren. Der Einbau kann während des gesamten Jahres außerhalb von Frostperioden erfolgen. Bei Gewässern mit größeren jährlichen Schwankungen des Wasserstands erfolgt die Pflanzung am besten im Herbst.
Pflege
Röhrichtmatten sind pflegefrei. Ist eine Böschungsmahd vorgesehen, sollte diese nicht öfter als einmal jährlich erfolgen. Während der Anwuchsphase ist evtl. eine Bewässerung notwendig.
Kosten
Die Kosten für Lieferung und Einbau von Röhrichtmatten belaufen sich inklusive Holznägel auf ca. 30 €/m².
Bewertung für die Praxis
Röhrichtmatten gewährleisten einen sofortigen Erosionsschutz. Mit der Auswahl der richtigen Pflanzenarten wird die Böschung gut durchwurzelt und somit langfristig gesichert. Als begrenzender Faktor für die Entwicklung der Pflanzen sind vor allem die Lichtverhältnisse zu beachten.

Erfolgreiche Renaturierung mit Röhrichtmatten

Durch die Grundstücke auf der rechten Seite waren die Möglichkeiten der Renaturierung eingeschränkt. Auch galt es zu berücksichtigen, dass es im Hochwasserfall zu starker Erosion kommen kann. So wurde der Böschungsfuß an den kritischen Stellen mit Steinwalzen gesichert und die neu aufgebaute Böschung mit Röhrichtmatten geschützt.

Lösung:
Kokoswalzen

Einbau
Kokoswalzen bilden eine stabile und hoch filterwirksame Böschungsfußsicherung. Gleichzeitig sind sie so flexibel, dass sie sich praktisch jedem Uferverlauf anpassen lassen. Kokoswalzen können ganzjährig entlang des Böschungsfußes verlegt werden. Sie werden so positioniert, dass die Oberkante ca. 5 – 10 cm über der Mittelwasserlinie liegt. Die Walze hat dabei über den gesamten Verlauf dem Gewässerboden aufzuliegen. Tiefere Bereiche und Kolke sind vorher z. B. mit Steinwalzen oder Buschfaschinen aufzufüllen. Für die Böschungsfußsicherung bei größeren Wassertiefen können mehrere Kokoswalzen übereinander oder auch Kombinationen mit Steinschüttungen oder Steinwalzen verwendet werden. Die Festlegung der Kokoswalzen erfolgt wasserseitig durch Holzpfähle (alle 0,8 m; 1 m lang; 5 – 6 cm Zopfdurchmesser). Landseitig werden verbliebene Lücken zwischen der Kokoswalze und der Böschung mit Boden hinterfüllt und verdichtet. Darauf wird die neue Böschung aufgebaut.
Bepflanzung
Das Bepflanzen von Kokoswalzen erfolgt nach dem Einbau auf der Baustelle. Da die Pflanzen in den Walzenkörper gesetzt werden, sind kräftig entwickelte Röhricht-Topfballen mit 4×8 cm zu verwenden. Jungpflanzen (ca. 3 cm Ballendurchmesser) sind noch nicht ausreichend kräftig entwickelt, um den hydraulischen Belastungen am Pflanzort zu widerstehen. Größere Töpfe bzw. in Erde vorkultivierte Pflanzen sind aufgrund des Ballenvolumens ungeeignet. Das Bepflanzen der Kokoswalzen erfolgt am besten zu Beginn oder während der Vegetationsperiode. Im Herbst und im Winter wurzeln die Pflanzen nicht mehr an; es besteht die Gefahr des Pflanzenverlustes durch Ausspülung.
Pflege
Kokoswalzen sind pflegefrei. Es wird an dieser Stelle aber noch einmal darauf hingewiesen, dass sich Kokoswalzen nur in Verbindung mit einer standortgerechten Bepflanzung zu einer dauerhaften Ufersicherung entwickeln können. Ohne Bepflanzung bieten Kokoswalzen eine temporäre Schutz- und Filterfunktion, die je nach Trophiegrad des Wassers nach 5 – 8 Jahren deutlich schwächer wird.
Kosten
Die Kosten für die Lieferung und den Einbau von Kokoswalzen (30 cm Durchmesser) belaufen sich inklusive Befestigungsmaterial auf ca. 25 – 30 €/m.
Bewertung für die Praxis
Kokoswalzen sind seit Jahrzehnten in der System-Ingenieurbiologie bewährte Baukörper, die sich einfach und sicher verwenden lassen. Da Kokoswalzen erst nach dem Einbau vor Ort bepflanzt werden, benötigen sie eine ausreichende Entwicklungszeit, um ihre volle Funktionsfähigkeit zu erreichen. In Bereichen, die sofort einer stärkeren hydraulischen Beanspruchung ausgesetzt sind, wird deshalb der Einsatz von Röhrichtwalzen empfohlen.

Lösung:
Kokos-/Filtermatten

Filtermatten dienen als temporärer Erosionsschutz bei mäßigen Schleppspannungen. Je nach Standort bieten sie einen filterwirksamen Schutz der Uferböschung über einen Zeitraum von 2 – 5 Jahren. In der Regel werden sie in Verbindung mit einer Pflanzung von Röhricht-Topfballen oder in Verbindung mit einer Steckholzpflanzung von Weiden verwendet.
Einbau
Filtermatten werden mit 2 – 3 Holzkeilen je m² auf der vorbereiteten Uferböschung befestigt. An den Stößen werden Filtermatten so verlegt, dass sie in Fließrichtung 10 – 20 cm überlappen. Röhricht-Topfballen können nach dem Verlegen der Matten mit einem Pflanzeisen gesetzt werden. Dabei werden zunächst die Maschen (nicht verschiebefest) der ober- und unterseitigen Gewebearmierung geweitet und die Faserfüllung zur Seite geschoben. Die Pflanze wird durch die Matte hindurch in den Mineralboden gesetzt und angedrückt. Danach wird die ursprüngliche Mattenstruktur um den Setzling wieder hergestellt. Für die Pflanzung von Gehölzen in Containern wird die ober- und unterseitige Gewebearmierung der Filtermatte im Pflanzbereich geweitet oder aufgeschnitten. Durch diese Öffnung kann der Ballen in den Boden gesetzt werden. Die Pflanzlöcher lassen sich am einfachsten vor dem Verlegen der Matten ausheben.
Pflege
Je nach Art der Bepflanzung können Pflegemaßnahmen notwendig sein.
Kosten
Als Kosten für Lieferung und Einbau von Filtermatten sind ca. 12 € je m² zu kalkulieren. Für eine Bepflanzung sind je nach Pflanzdichte und Pflanzqualität zusätzlich 7 – 13 € zu veranschlagen.
Bewertung für die Praxis
Der Einbau von Filtermatten ist eine sichere Methode mit Filterwirkung für den Erosionsschutz an Standorten mit mäßiger Beanspruchung der Ufer. Der Einbau ist preiswert und unkompliziert in der Ausführung. Ein dauerhafter Erosionsschutz ist nur in Verbindung mit einer begleitenden Bepflanzung (Röhrichte oder Gehölze) möglich. Die Pflanzung von Gehölzen als Containerware ist in Filtermatten etwas aufwendiger.